ALLA PANORAMICA

SSO Campus: So gelingt die Praxisgründung

Andrea Renggli, Kommunikation SSO
Monika Flückiger, Fotografin
Adrian Cano und Andrea Zimmermann haben das Abeneteuer gewagt und eine eigene Praxis von Grund auf aufgebaut.

Am diesjährigen SSO Campus hörten die rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer inspirierende Gründergeschichten und ein Plädoyer für humanitäre Arbeit.

Wie ist das eigentlich, wenn man eine eigene Praxis gründet? Nun, es gibt schon Zeiten, in denen man schlecht schläft, beantwortet Andrea Zimmermann diese Frage am SSO Campus. Konzipiert als Fortbildungs- und Netzwerkveranstaltung für Studierende und junge Zahnärztinnen und Zahnärzte hielt der Event auch dieses Jahr, was er versprach. Erfahrungsberichte und direkte Einblicke in Themen, die an der Uni nicht vorkommen, unter anderem eben die Gründung einer eigenen Zahnarztpraxis.

Über alles reden, auch über Geld
Das schönste sei das selbstbestimmte Arbeiten, erzählt Adrian Cano, der zusammen mit Andrea Zimmermann dieses Abenteuer gewagt hat. Die beiden berichteten über Standortwahl, Patientenakquisition und Werbung, aber auch über die Bedeutung der Partnerwahl – sowohl privat als auch beruflich. Privat brauche man als Gründer einen Partner, der einen unterstütze und auch mal den Rücken freihalte. Beruflich sollte man sich bereits vor der gemeinsamen Gründung sehr gut kennen, über alles reden können –auch über Geld. «Die Gründung einer Praxis braucht einen langen Atem», schloss Adrian Cano. «Wenn die ersten Patienten im Wartezimmer sitzen, fängt die Arbeit eigentlich erst an.» Trotzdem bereuen die beiden den Schritt zur eigenen Praxis nicht.

Luca Golland ist Zahnarzt und Gründer mehrerer Start-ups.
Christoph Epting vertrat den Zentralvorstand der SSO.

Unternehmerisches Denken nutzen
Ebenfalls ein Gründer ist Luca Golland. Der Zürcher hat seinen Lebensmittelpunkt nach dem Studium und der Weiterbildung in den Kanton Graubünden verschoben, wo er mit seiner Frau eine Praxis für Kieferorthopädie betreibt. Seine Innovationskraft geht aber weit über die Zahnmedizin hinaus. Er ist Gründer mehrerer Startups, unter anderem hat er ein digitales Rufsystem für die Praxis entwickelt. Er zeigte, dass ein Praxisinhaber eben nicht nur in der eigenen Praxis ein Unternehmer sein kann, sondern seine Fähigkeiten, seinen Enthusiasmus und sein unternehmerisches Denken auch in anderen Bereichen einsetzen kann.

Nur an Patienten mangelt es nie
Giuseppe Botte nahm die Zuhörerinnen und Zuhörer mit auf eine Reise nach Afrika und Südamerika. Für die Stiftung Secours Dentaire International (SDI) reiste der Zahnarzt aus Bellinzona schon mehrmals in abgelegene Gebiete in Ländern des globalen Südens. 
Eindrücklich erzählte Guiseppe Botte, unter welchen Bedingungen die Zahnärztinnen und Zahnärzte teilweise arbeiten: «Unvollständige Sterilisation, kein Trinkwasser, eine unstabile Stromversorgung, Insekten, Personalmangel, Geldmangel. Nur an Patienten mangelt es nie», so Botte. 
Zu Beginn der humanitären Tätigkeit von SDJ, in den 1980er-Jahren, schickte man Zahnärzte und alle Materialien aus der Schweiz nach Afrika. Heute stellt die Stiftung nur noch die Infrastruktur zur Verfügung und schult die einheimischen Mitarbeiter. Danach arbeiten die unterstützten Zentren und Zahnkliniken selbständig, SDI zahlt auch keine Löhne. Die Bedingungen sind simpel: Angeboten werden einfache Behandlungen für arme Menschen, die nicht zu einem privaten Zahnarzt gehen können. Leider sei Karies in diesen Ländern weit verbreitet, deshalb gehören Schulungen über Prophylaxe zum Pflichtenheft der SDI-Zahnärzte.

Anthime Heinzmann und Alexander Fuchs stellsten die Studierendenorganisation Swiss Dental Students Asscociation (SDSA) vor.
Giuseppe Botte erzählte von seinem Einsatz als Zahnarzt für die Stiftung Secours Dentaire International.

Studierende organisieren sich
Zum Schluss stellten Anthime Heinzmann und Alexander Fuchs die Studierendenorganisation Swiss Dental Students Association (SDSA) vor: Sie vereint Studierende aller vier universitären zahnmedizinischen Kliniken in der Schweiz. Mit einem Apero und angeregten Gesprächen ging der Event zu Ende.