Fabienne Zeller ist eher zufällig in den Beruf als Zahnärztin geraten. Ursprünglich überlegte sie sich eine Lehre als Goldschmiedin oder Schreinerin. Die Zahnmedizin hat sie dank der handwerklichen Tätigkeiten aber überzeugt. «Ich sehe mich eher als Mechanikerin, denn als Medizinerin», so Zeller.
In ihrem Heimatort Kappel eröffnet die gebürtige Solothurnerin rund zehn Jahre nach ihrem Abschluss ihre eigene Praxis – von Grund auf neu. «Viele sagten mir, ich sei wahnsinnig, das funktioniere nicht», erzählt sie. Doch weil sie sich einen gewissen Rückhalt erarbeitet hat, geht sie das Wagnis ein. «Ich wollte das gerne probieren, hatte keinen Druck.» Schon bald nach der Praxiseröffnung übernimmt Fabienne Zeller die Schulzahnpflege in drei umliegenden Gemeinden. Weil Zeller im selben Dorf aufgewachsen ist und es in der Umgebung wenige Praxen gibt, verfügt sie bereits über einen gewissen Vorteil. Rasch baut sie sich damit eine solide Kundenbasis auf.
Ein Problem, das Fabienne Zeller jedoch – wie auch viele andere Zahnärztinnen – in den letzten Jahren sehr beschäftigte, ist die Personalsuche. «Wenn man heute ein Inserat für eine Dentalassistentin ausstellt, bekommt man fast keine Bewerbungen.»
Auf eine Ausschreibung meldete sich bei Zeller schliesslich eine Frau mit einer ungewöhnlichen Laufbahn. Sie eröffnete, nachdem sie 1994 ihre Ausbildung als Zahnarztgehilfin abgeschlossen hatte, gemeinsam mit ihrem Mann eine Bäckerei, die sie bis 2023 geführt hat. In der Hoffnung, wieder in ihren ursprünglichen Beruf einzusteigen, bewirbt sie sich bei Fabienne Zeller auf eine freie Stelle als Dentalassistentin.
«Ich wollte ihr diese Chance geben, auch wenn es ein gewisser Mehraufwand war», sagt Fabienne Zeller. Denn der Beruf der damaligen Zahnarztgehilfin hat nicht mehr vieles mit den Aufgaben einer heutigen DA gemeinsam. Es sei, wie wenn eine Lernende neu in die Praxisaufgaben eingeführt werden müsse. Doch ein solcher Wiedereinstieg ist gemäss Fabienne Zeller möglich – und auch lohnend. «Man hat eine Mitarbeiterin, die bereits mitten im Leben steht», sagt Zeller. Was zum Beispiel bedeute, dass sie im Umgang mit Menschen bereits gut geübt ist.
Schwierig war es auch, eine geeignete Praxisassistentin zu finden. Aufgrund eines Umzugs hatte Zellers langjährige Praxismanagerin ihre Stelle aufgegeben. Auf die daraufhin ausgeschriebene Position finden sich lange keine geeigneten Bewerberinnen oder Bewerber. Wer sich meldet, verfügt oftmals nicht über die nötigen Qualifikationen.
«Mein Team musste mehr arbeiten, weil wir unterbesetzt waren», erzählt Zeller. «Viele administrative Arbeiten habe ich selbst übernommen.» Schliesslich wird Fabienne Zeller auf die Blindbewerbung einer Dentalassistentin aufmerksam – die eigentlich bereits aus ihrem Beruf ausgestiegen war. Sie arbeitet sich rasch ein und Zeller führt sie nach und nach in die Arbeiten als Dentalsekretärin ein.
Zeller ist überzeugt, dass es sich auszahlt, in Personen zu investieren, die ihren Job gerne machen. Denn es sei auch eine Herausforderung, das Personal nicht zu verlieren. «Meine Hoffnung ist auf eine treue Mitarbeiterin, die langfristig bleibt». Hierfür strebt Fabienne Zeller danach, das Arbeitsumfeld in ihrer Praxis so interessant wie möglich zu gestalten. Es sei ihr bewusst, dass Dentalassistentinnen einen strengen Beruf ausüben. «Die Arbeit erfordert viel körperlichen Einsatz», so Zeller, «und man weiss nie, was der Tag bringt.» Obwohl der Alltag turbulent ist, könne dieser aber auch sehr vielschichtig sein. «Man hat unzählige verschiedene Aufgabenbereiche, das macht den Beruf auch wahnsinnig spannend», betont Zeller.
Natürlich spielen auch die allgemeinen Arbeitsbedingungen eine Rolle, so Zeller. «Ich biete sechs Wochen bezahlte Ferien», nennt sie ein Beispiel. Auch stuft sie die Löhne ein wenig höher ein, als dies in den Richtlinien empfohlen wird. Zudem gebe es inzwischen verschiedenste Weiterbildungsmöglichkeiten, wie etwa zur Praxisassistentin. «Wenn man das Interesse und die Motivation dafür aufweist, hat man gute Möglichkeiten.»