Doch was heisst es eigentlich, sich mundgesund zu ernähren? Zahnarzt und Ernährungsmediziner Christian Tennert und Professor Hendrik Meyer-Lückel von der Klinik für Zahnerhaltung, Präventiv- und Kinderzahnmedizin der Universität Bern gaben im Seminar «Prophylaxe von Karies und anderen oralen Erkrankungen durch Ernährung» Antworten.
Zucker fördert schädliche Bakterien
Karies entsteht durch Säuren, die Mineralien aus unseren Zähnen lösen. Hergestellt werden diese Säuren durch Bakterien in unserem Mund. Deren Lebensgrundlage ist Zucker. Je mehr Zucker wir zu uns nehmen, desto mehr solcher Bakterien bevölkern unsere Mundhöhle. Für die Bakterien kommt es nicht darauf an, ob der Zucker, konkreter die Mono- oder Disaccharide, aus natürlichen Quellen stammt oder industriell hergestellt oder beigefügt wurde. Das heisst: Auch natürliche Süssungsmittel wie Honig, Ahorn-, Agaven- oder Reissirup und Kokosblütenzucker bieten den Bakterien Nahrung. Eine Ernährungsumstellung kann den schädlichen Bakterien ihre Lebensgrundlage entziehen.
Viel weniger problematisch sind andere Zuckerarten wie Stärke (Polysaccharide) oder Ballaststoffe (Oligosaccharide). «Generell sind natürliche stärkehaltige Nahrungsmittel kaum kariogen», sagt der Zahnarzt Tennert. Anders sieht es in Kombination aus: Stärke und Zucker zusammen verursachen mehr Karies als Zucker allein.
Einen Spezialfall stellt wiederum Milchzucker dar, der in Milchprodukten auftritt. Diese enthalten viele Proteine und Kalzium, welche der Demineralisierung der Zähne entgegenwirken. Sie sind deshalb nicht kariesfördernd, solange kein Zucker zugesetzt ist.
Achtung bei säurehaltigen gesüssten Getränken
Ebenfalls problematisch ist Säure. Säuren demineralisieren die Zähne, es entstehen Erosionen. Zudem sinkt durch Säure der pH-Wert in der Mundhöhle. Bei einem tieferen pH-Wert verändert sich auch die Widerstandskraft der Zähne: Sowohl die oberste Schicht der Zähne, der Zahnschmelz, als auch die darunterliegende Substanz, das Dentin, demineralisieren bei saurem pH-Wert eher. Säurehaltige Getränke wie Cola, Sportgetränke oder Fruchtsäfte sind deshalb für die Zahngesundheit schädlich, sie erhöhen das Risiko für Karies und Erosionen.
Konkrete Ernährungstipps vom Experten
Eine mundgesunde Ernährung sieht laut Christian Tennert so aus:
- Meiden von Nahrungsmitteln und Getränken mit Zuckerzusatz
- Ballaststoffreich: Ballaststoffe führen unter anderem zu einer gesunden Darmflora.
- Möglichst unverarbeitete Nahrungsmittel essen, Fertigprodukte meiden. Dies erhöht die Ballaststoffzufuhr.
- Mikronährstoffreich: Also mit vielen Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen
- Omega-3-reich (Leinsamen/Leinöl, Chiasamen, fetter Seefisch, Fischöl, Algenöl)
Um ein Gespür für die eigene Ernährung zu bekommen, können Ernährungs-Apps helfen. Es gibt zudem zahlreiche nützliche Apps, um Ernährungsprotokolle zu erstellen. Zuverlässige Apps sind laut Christian Tennert: Cronometer, Ernährung Pro, Codecheck und Snaq.