Eine Zusammenarbeit mit Herzblut

Melanie Gamma, Stiftung Transfair
Transfair
transfair

Seit 2021 baut die SSO in der Versandlogistik und mit ihrem Webshop auf die Partnerschaft mit der Stiftung TRANSfair in Thun. Die viel- fältigen Arbeiten schaffen für die Mitarbeitenden wertvolle Perpektiven.

Schnellen Schrittes marschiert Johann durchs Lager der Stiftung TRANSfair. Auf dem Zettel in seinen Händen steht, welche Produkte er aus dem Regal auf den Rollwagen laden soll. Es ist die Bestellung einer Zahnarztpraxis. Gewünscht sind Informationsflyer und Kugelschreiber. Konzentriert fischt Johann die aufgelisteten Artikel aus den Kartonschachteln und Säcklein, zählt alles nochmal nach und verlässt das Lager. Am Packtisch sucht er eine Versandkiste, verstaut die Flyer und Stifte darin und deponiert die Box am Sammelplatz. Sein Gruppenleiter wird die Lieferung noch kontrollieren, ehe Johann das Paket mit Klebestreifen verschliesst, auf den Postwagen legt und dem Versand übergibt.

Kein Tag ohne SSO-Auftrag 

Rund 260 Produkte aus der Zahnmedizin-Branche lagern bei TRANSfair und machen die SSO zu einer wichtigen Auftraggeberin für die Thuner Sozialunternehmung. «Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht für die SSO etwas versandbereit machen», sagt Johann. Er ist seit 2020 für TRANSfair tätig. Ein Grossteil der rund 300 Beschäftigten wurde durch eine Lebenskrise oder durch eine psychische Erkrankung aus der Bahn geworfen. Bei TRANSfair finden Betroffene zurück ins Berufsleben. Sie arbeiten in der Montage, in der Gastronomie, in der Konfektionierung oder in der Versandlogistik. Unterstützt und fachlich angeleitet werden sie von branchenkundigem Personal und je nach Beeinträchtigung von Gruppenleitenden mit arbeitsagogischem Hintergrund.  

Skripts ohne Eselsohren 

«Die Arbeit bei TRANSfair ist abwechslungsreich», sagt Johann und zählt Artikel auf, die er tagtäglich verpackt: «Bouillon-Gläser, Servietten oder Tischsets, Hüte und T-Shirts, Kochbücher, Visitenkarten, Kosmetikprodukte – oder auch mal Heublumensäcklein.» Unterschiedlich sind auch die Verpackungen. Nebst «normalen» Kartons werden nachhaltige Gras-Papier-Schachteln sowie wiederverwendbare Kickbags und Dispo-Boxen eingesetzt und zum Polstern Seidenpapier aus Druckausschuss – der Umwelt zuliebe. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn eine SSO-Bestellung für Skripts eintrifft. «Die fassen wir wie mit Samthandschuhen an», sagt Rafael. Er zählt wie Johann zum rund 25-köpfigen Team, das die Aufträge der SSO abwickelt. Ehe Rafael die 15 angeforderten Exemplare aus der Lagerschachtel nimmt, kontrolliert er, ob er die richtige Sprache erwischt hat. Im Sortiment sind Deutsch, Französisch und Italienisch. Bei der jährlichen Inventur wird zudem geprüft, ob die Skripts mit einer neueren Auflage ersetzt werden müssten. Behutsam greift Rafael nach den gebündelten Lerndossiers. «Wir passen gut auf, dass die Seiten keine Eselsohren kriegen» sagt er, legt die Blätter in eine Schachtel und widmet sich dem nächsten Posten auf dem Bestellschein. alles bereit, signiert er die Liste mit seinem Kürzel.

Hoher Qualitätsanspruch 

Auch die TRANSfair-Administration hat täglich mit der SSO zu tun. Denn Zahnärzte, Kieferorthopäden oder Ausbildungsstätten erfassen ihre Bestellungen im SSO-Webshop. Diese landen in der Auftrags-Mailbox. Mitarbeiterin Peggy sucht in der Datenbank nach der genauen Adresse der Bestellenden, die meist schon erfasst ist. Denn viele Kundinnen und Kunden fordern wiederkehrend Produkte an. Nun gilt es, die Artikel im Auftragsformular einzugeben und die Debitoren zu prüfen. Die Rechnungsstellung erledigt die SSO später selbst. Dann noch ein Häklein bei der Versandart: «Eco» oder « Prio», damit die Lieferung schon am nächsten Tag beim Kunden ist. Peggy druckt den Rüstschein aus, legt ihn in ein Mäppchen und spaziert zum Korpus mit vier Ablagefächlein. «Das ist unser Wunderturm», sagt sie, «so nenne ich diese Schnittstelle zwischen Webshop/ Administration und unserem Packteam.» Von der Mail, die eine Bestellung im Web-shop ankündigt, bis zum Abtransport im Camion sind im Schnitt fünf Personen von TRANSfair an einem SSO-Auftrag beteiligt. Markus Badertscher, der in der Geschäftsleitung von TRANSfair das Ressort Dienstleistungen führt, sagt: «Der Auftrag der SSO ist wichtig für uns, nicht nur vom Umfang her.» Weil mit Webshop, Lagerbewirtschaftung, Einpacken und Versenden vielfältige Tätigkeiten anfallen, können Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten eingebunden werden. «Zudem fordert der hohe Qualitätsanspruch unsere Mitarbeitenden auf gute Weise. Sie wissen, dass sie beim Verpacken eine wichtige Aufgabe ausführen. Dies und die Wertschätzung ihrer Arbeit stärkt ihr Selbstwertgefühl.» 

Eine tatkräftige Truppe 

Seit November 2021 läuft die Zusammenarbeit zwischen TRANSfair und der SSO. Deren langjährige Shop-Verantwortliche Milena Reusser sagt: «Wir schätzen den unkomplizierten und offenen Austausch sehr. Das TRANSfair-Team denkt mit und unterstützt uns, um Abläufe zu optimieren. So können wir uns auf unsere Kernaufgaben konzentrieren. Dass sich die Stiftung darüber hinaus sozial engagiert, rundet die Partnerschaft perfekt ab.» Ob die Mitarbeitenden von TRANSfair kleinere SSO-Bestellungen erledigen oder Hunderte von Ordnern bestücken, die Devise ist immer dieselbe: «Konzentriert und korrekt arbeiten, nicht ‹juflen›», sagt Rafael. Er wirkt seit 10 Jahren mit viel Herzblut für TRANSfair. «Ich muss bei meiner ‹Büez› den Kopf bei der Sache haben und wir haben ein tolles Team.» Diese tatkräftige Truppe bringt auch ein Auftrag, der nach 16 Uhr hereinkommt und eilt, nicht aus der Ruhe. «Durch unsere Routine sind wir, ohne zu hetzen, schnell», betont Rafael. Er druckt eine Versandetikette aus, presst sie auf sein Päckli – dann geht es ab die Post, für das Paket zum Kunden, für Johann und Rafael in den Feierabend.