Auf zahnärztlicher Mission in der Mongolei

Severin Hunziker/Yvonne Stalder
Pascal Brun
Severin Hunziker umringt von Kindern in der Mongolei

Zweimal pro Jahr unternimmt die Misheel Kids Foundation längere Einsätze in der Mongolei, sogenannte Dental Treks. Dabei behandelt ein mobiles Zahnärzteteam Kinder, die sonst über keine zahnmedizinische Versorgung verfügen. Als ein Zahnarzt für einen Dental Trek im Jahr 2023 gesucht wird, sagt Severin Hunziker zu. Rückblickend zweifellos die richtige Entscheidung, wie er im Folgenden erzählt. 
 

«Ein Dental Trek bedarf einer guten Vorbereitung: Dazu gehört das Zählen des Instrumentariums, das Beschaffen von Materialien und das Testen der Funktionsfähigkeit der Dental Units. Diese mobilen Dental Units sind vollständig ausgestattet mit Saugern, Mehrfunktionsspritzen und Mikromotoren. Und die Hygiene entspricht dem Schweizer Standard: Nach jedem Kind wird der Behandlungsstuhl desinfiziert und das Instrumentarium sterilisiert. Diese logistischen Aufgaben sind äusserst anspruchsvoll, da es keinen Raum für Fehler gibt – wenn etwas vergessen wird, gibt es kein Zurück. 

Zwischen Ulan Bator, unserem Ausgangsort, und den beiden Behandlungsorten Khankh und Renchinlhumbe liegen 21 resp. 29 Stunden Autofahrt auf teils nicht asphaltierten Strassen. An beiden Destinationen konnten wir 5 Tage lang behandeln, insgesamt 1000 Kinder während 10 Tagen. Die Behandlungen reichten von einfachen Komposit-/GIZ-Füllungen bis hin zu mehrfachen Extraktionen. Im Durchschnitt wurden pro Kind 2-4 Zähne behandelt. 

In der Mongolei erlebte ich Situationen, die ich in der Schweiz noch nie erlebt habe. Die Zähne der Kinder waren teilweise in einem äusserst schlechten Zustand. Trotz dieser Umstände war es uns wichtig, die bestmögliche Behandlung anzubieten. 

Im Gegenzug für die zahnärztlichen Behandlungen hat die lokale Regierung Kost und Logis gewährleistet. Wir wurden während unseres Einsatzes stets angemessen versorgt. Die lokalen Behörden und die Gemeinschaft haben sich sehr bemüht und ihre Anstrengungen waren spürbar von der Organisation bis hin zur Bereitstellung von Unterkunft und Verpflegung. Darin zeigt sich ihr starkes Engagement und ihre Wertschätzung für unsere Arbeit, selbst unter schwierigen finanziellen Bedingungen. 

Diese Erfahrung hat meine Arbeit als Zahnarzt nach der Rückkehr in die Schweiz in vielerlei Hinsicht verändert. Zum einen habe ich eine tiefere Wertschätzung für die Ressourcen, die wir hier in der Schweiz haben, entwickelt. Im Vergleich zu den herausfordernden Bedingungen in der Mongolei habe ich erkannt, wie privilegiert wir hier sind, und dass wir uns dessen oft nicht bewusst sind. Zum anderen hat die Arbeit mit bedürftigen Kindern in der Mongolei meine Sensibilität für die Bedeutung des sozialen Engagements in der Zahnmedizin gestärkt. Ich kann es nur allen empfehlen, sich an einem sozialen Projekt zu beteiligen, wenn sich die Gelegenheit bietet. Die Rückmeldung, die man erhält, ist jede Mühe wert und unglaublich erfüllend. 

Obwohl der Einsatz mit vielen Herausforderungen verbunden war, überwogen die positiven Momente bei weitem. Die Dankbarkeit der Kinder und Eltern, die Zusammenarbeit im Team und die beeindruckende Landschaft trugen dazu bei, dass diese Reise unvergesslich war. Es war eine erfüllende Arbeit, und ich würde es gerne wieder tun. »

Severin Hunziker ist in Basel-Stadt aufgewachsen, hat an der Universität Basel Zahnmedizin studiert. Seine Tätigkeitsschwerpunkte liegen in der Kinder- und Allgemeinzahnmedizin. Vom 1. bis 18. März 2023 nahm er am Dental Trek teil und unterstützt seither freiwillig die Misheel Kids Foundation als Vorstandsmitglied.