ALLA PANORAMICA

Ein Besuch vom Zahnarzt

Alexandra Elia, Kommunikation SSO
zVg
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Die Mundhygiene kommt bei älteren Menschen oft zu kurz, der Weg zur Praxis ist umständlich. Genau darum behandelt Zahnarzt Peer Boger zweimal im Jahr im Altersheim.

Mit dem Umzug in ein Altersheim fallen viele Menschen aus ihren gewohnten Routinen. Nicht selten geht auch der jährliche Besuch beim Zahnarzt vergessen. Wenn die Leute nicht mehr zu ihm in die Praxis kommen, dachte sich Peer Boger, warum nicht selbst bei ihnen vorbeigehen? Boger packte also bereits vor rund zehn Jahren zum ersten Mal seine Instrumente ein und stattete dem Altersheim in der Nähe seiner Praxis in Küssnacht am Rigi einen Besuch ab. Mittlerweile plant Boger zwei fixe Tage im Jahr ein, an denen er Kontrollen vor Ort durchführt. Die Bewohnerinnen und Bewohner können sich für die Visite in den eigenen vier Wänden im Voraus freiwillig melden. Rund dreissig Personen kann der Zahnarzt so durchschnittlich an einem Tag untersuchen. Boger, der ursprünglich aus Dänemark stammt, führt zusammen mit seiner Frau eine eigene Praxis. Davor arbeitete er dort als Assistenzzahnarzt. Bereits damals setzte er sich für eine mobile Einheit ein, mit welcher man Behandlungen im Altersheim durchführen kann. «Das war alles sehr einfach aufgebaut», erzählt Boger von dieser Zeit. Er organisierte vieles selbst, war mehrmals kurz davor, alles wieder hinzuschmeissen. Aber der Austausch mit anderen Gleichgesinnten half ihm. «Durch Gespräche haben wir voneinander gelernt, wie die anderen das machen», so Boger. «An der Uni lernt man nicht, wie man damit am besten umgeht. Man muss Erfahrung haben und gewisse Dinge einfach beobachten können.»

Denn im Alter lässt die Mundhygiene vielfach nach. Viele ältere Personen nehmen zudem Medikamente zu sich, welche die Bakterienflora durcheinanderbringen können. Auch Mundtrockenheit oder fehlende Sorgfalt bei der Pflege von Zahnprothesen können eine Herausforderung werden. «Ein grosser Teil der Heimbewohnenden hat irgendwo im Mund eine oder mehrere Kariesläsionen», so Boger. Er versucht denn auch in erster Linie, die grundlegenden Funktionen des Gebisses zu erhalten. «Es geht darum, dass die Leute keine Schmerzen haben und noch beissen können», erläutert er die wichtigsten Ziele. Gerade bei Demenzpatienten ist oftmals nur eine minimale Behandlung möglich.

So sind denn auch die Möglichkeiten ziemlich eingeschränkt. «Ich mache keine Röntgenbilder, ziehe keine Zähne», stellt der Heimzahnarzt klar. Werden grössere Massnahmen nötig, schickt er die Betroffenen in die Praxis. Zudem werden die Visiten oft im persönlichen Lehnstuhl oder am Bett der Bewohnenden durchgeführt. Dies erschwert auch ergonomisch eine komplexere Behandlung.

Nebst der regelmässigen Visite bieten Boger und sein Team Schulungen für das Pflegepersonal und individuell angepasste Hygieneblätter für die Bewohner an. Darauf sind Anweisungen festgehalten, wie die verbliebenen Zähne oder Prothesen korrekt gereinigt werden müssen. «Je besser das Personal ausgebildet ist, desto besser ist die Mundhygiene», lautet die Devise. Dass es in der Alterszahnmedizin noch wenig Strukturen gab, hat Peer Boger vor vielen Jahren dazu motiviert, in dieses Gebiet einzusteigen. Mittlerweile besteht mit dem Verein Zahnpflege im Alter im Kanton Schwyz ein Netz aus mehreren Zahnärztinnen sowie Prophylaxeassistenten, die sich für die Prophylaxe und Behandlung in Alters- und Pflegeheimen einsetzen. Mit einem übergreifenden Konzept lassen sich nicht nur neue Zahnärzte rekrutieren, sondern beispielsweise auch kostenintensive Geräte oder das Sekretariat zentralisieren.

Doch rentabel ist die Arbeit nicht. «Wir verdienen uns kein goldenes Näschen», sagt Boger. «Wir möchten auch, dass die Leute so lange wie möglich bei ihrem eigenen Zahnarzt bleiben», betont er. Aber dort, wo Bedarf besteht, setzen Boger und seine Kollegen an. Nicht zuletzt sei es gut möglich, dass man selbst einmal froh sein wird um eine Behandlung im gewohnten Umfeld.

Med. dent. Peer Boger

Peer Boger legte im Jahr 1991 sein Staatsexamen in Kopenhagen ab. Nach Abschluss des Studiums reiste er mit seiner Frau in die Schweiz. In Küssnacht am Rigi übernahmen sie 2016 gemeinsam eine Praxis.